Der DKV schreibt für Absolventinnen und Absolventen der Kunstuniversität Linz einen jährlich zu vergebenden Preis für Diplom- und Masterabeiten von besonderer künstlerischer Qualität aus, die eine religiöse, ethische oder soziale Relevanz aufweisen. Falls eine besonders herausragende Arbeit der Studienrichtung Architektur eingereicht wird, kann ein zweiter Preis vergeben werden.
Die Preisträgerin/der Preisträger erhält ein Preisgeld in der Höhe von Euro 1.500.-- und  die Möglichkeit, die ausgezeichnete Arbeit im Rahmen einer Ausstellung zu präsentieren.

 

Der Diözesankunstverein Linz wurde 1859 gegründet und zählt zu den ältesten christlichen Kunstvereinen im deutschsprachigen Raum. Ziel ist die „Förderung und Vermittlung von Kunst“ in Geschichte und Gegenwart. Der Preis wird seit 1996 jährlich vergeben.

 

 

Der Förderpreise 2023 für Bildende Kunst geht an

Alexandra Kahl und Jan Weiler

KLUB PRESENTS: KLUB PRESENTS.

(Studienrichtung Bildende Kunst: Bildhauerei und transmedialer Raum))

  

© Jan Weiler, Alexandra Kahl

 

Das künstlerische Projekt „KLUB PRESENTS: KLUB PRESENTS:“ von Alexandra Kahl und Jan Weiler wird seit 2017 in Form einer sich personell wie räumlich stets wandelnden Kollaboration präsentiert und weiterentwickelt. Dabei wirkt der Clubraum als multimediales Ausstellungsdisplay für künstlerische Projekte der „KLUB BETREIBER*INNEN“ selbst sowie ihrer Gastkünstler*innen, die eingeladen werden den Raum zu nutzen und immer weiter zu modifizieren. Der Club als Ort sozialer und künstlerischer Begegnung und als Gesamtkonzept mit flexibler Gestaltung des Interieurs, speziell gestalteten Werbetools und einer Publikation, die aus der gestalterischen Kulisse des Clubs eine besondere künstlerische Form extrahiert und so den künstlerisch-sozialen Aspekt der Interaktion und des Austauschs weiterdenkt.

Im Besonderen überzeugte die Jury der Aspekt der sozialen Interaktion und Kollaboration, der dieses Projekt auszeichnet. Die ästhetische Gestaltung und Konsequenz dieser „begehbaren“ Raumskulptur“ sind überaus stringent und verweisen auf eine Clubkultur, die sich über die letzten Jahrzehnte längst zu einer eigenständigen gesellschaftlichen und künstlerischen Form von Begegnungsmöglichkeit zwischen aktiver Teilnahme und passivem Konsum dynamisiert hat. Dabei spielt die Installation nicht nur mit den Möglichkeiten der Inszenierung von Raum, sondern auch denen individueller Darstellungen und (Neu-) Erfindungen des Selbst.

 

VITA

 

Mag.a art. Alexandra Kahl, geboren 1983 in Bochum (D), lebt und arbeitet in Wien und Linz, 2015 - 2023 Studium „Bildende Kunst“ in der Klasse „Bildhauerei und Transmedialer Raum“ (Ali Janka/Tobias Urban), Kunstuniversität Linz
2017 (laufend) Gründung des Ausstellungsraums Klub in Linz (zusammen mit Jan Weiler und Georg Holzmann), seitdem Weiterführung des Klubs sowie zahlreiche Kollaborationsprojekte mit Jan Weiler, 2013 - 2015 Masterstudium Textil.Kunst.Design bei Gilbert Bretterbauer

 

Mag. art. Jan Weiler, geboren 1990 in Lienz (Tirol), lebt und arbeitet in Linz,

2016 - 2023 Studium „Bildende Kunst“ in der Klasse „Bildhauerei und transmedialer Raum“ (Ali Janka/Tobias Urban) an der Kunstuniversität Linz

2022 (laufend) Masterstudium „Kulturwissenschaften“ an der Kunstuniversität Linz

2017 (laufend) Gründung des Ausstellungsraumes KLUB in Linz (zusammen mit Alexandra Kahl und Georg Holzmann),

seitdem Weiterführung des Klubs sowie zahlreiche Kollaborationsprojekte mit Alexandra Kahl

 

Pressetext 2023

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DIÖZESANKUNSTPREIS 2022

Die Förderpreise 2022 für Bildende Kunst gehen an Ruth Größwang und Martina Jäger. Die Jury hat dieses Jahr zwei Preisträgerinnen ex aequo für den ersten Preis nominiert. Beide Einreichungen basieren auf sehr unterschiedlichen theoretischen Ansätzen. In ihrer künstlerischen Ausrichtung ergänzen sich beide Arbeiten sehr gut. 

Der Förderpreis 2022 für Architektur geht an Lena Lisbeth Teufl.

 

Ruth Größwang

Symbiotic Matter. Über die Bedeutung symbiotischer Beziehungen im Anthropozän – eine interdisziplinäre Analyse

(Studienrichtung Lehramt Bildnerische Erziehung/Textiles Gestalten)

 

© Ruth Größwang

 

Größwangs Masterarbeit behandelt den Mythos der Schöpfung und der Evolution – eine Welt ohne Menschen würde sie als Organismus besser funktionieren als mit? Die Künstlerin setzte sich mit Theorien der Symbioseforschung nach der Mikrobiologin Lynn Margulis und der Naturwissenschaftsforscherin Donna Haraway auseinander. Die verblüffende Erkenntnis, wonach naturbezogene Prozesse auf der Mikroebene im Sinne der Symbiose viel kooperativer sein könnten als bisher angenommen, schließt den Menschen nicht mit ein. Letzterer wird als Dysbiont gesehen, der sich durch seine exzeptionalistische Einstellung von der Natur entfremdet hat.

Größwang visualisiert das erläuterte Paradigma der Symbiose an gepressten Waldpflanzen, „deren Art von symbiotischem Kollaborieren nicht nur sie selbst, sondern das ganze Ökosystem Wald am Leben erhält.“ (Größwang). Den Dysbioten Mensch hingegen legt sie in ihren Fotoarbeiten eine absurde Rüstung an, „die ihn weniger schützt als vielmehr von der Umwelt abkapselt.“

Das gewählte Thema ist für unsere Zeit relevant. Schöpfung und Evolution versus eine dramatische Zuspitzung der Umweltthematik beschäftigt und belastet die Menschheit mehr als je zuvor. Die Umsetzung des theoretischen Konzepts ist semantisch stimmig und formal-ästhetisch sehr ansprechend. Die mit organischem Material wie Adlerfarnen, Pestwurz und Steinen gestaltete Kugelform ihrer Rauminstallation visualisiert einen in sich geschlossenen Kosmos, dessen großer Reiz in seiner Fragilität und Transparenz liegt. 

 

Martina Jäger

Resonanz von A bis Z. 26 Mikrogeschichten aus 19 Erzählungen

(Studienrichtung Visuelle Kommunikation)

 

© Martina Jäger

 

Martina Jäger befasste sich in ihrer Masterarbeit mit den menschlichen Reaktionen und Verhaltensweisen der COVID-Krise gegenüber. Ausgangsbasis ihrer Überlegungen war die Frage: „Welchen Dialog führst du mit dir und der Welt abseits einer kapitalistischen Steigerungslogik im Sinne von „Schneller, Besser, Mehr“?

Jäger fand einen möglichen Zugang dazu in der Resonanztheorie nach Hartmut Rosa. Rosas Antwort auf die Frage nach einem gelungenen Leben sei „eines, das man mit sich und der Welt in Resonanz führt. Resonanz als Essenz des menschlichen Lebens.“

Jäger entwickelte aus 26 Befragungen, die sie mit Linzer*innen aus unterschiedlichen sozialen Milieus durchführte, 19 kurze Erzählungen. Diesen Texten stellte sie konkret-abstrakte Illustrationen zur Seite. Es entstanden daraus ein Wandbild, eine Serie von kleineren Gemälden sowie ein Künstlerbuch, das individuell gefundene Lebensweisheiten in piktogrammartige Visualisierungen umsetzt und veran-schaulicht.

Jägers künstlerische Auseinandersetzung fußt auf einer Befragung von Menschen und ihren individuellen Zugängen zu einer außergewöhnlichen Krisensituation. Das Künstlerbuch ist ein Konzentrat ihrer Forschungen. In einer Kombination von Text und Bild veranschaulicht es die Lebensweisheit, die Menschen aus unterschiedlichen sozialen Milieus für sich in ihrem Alltag im Umgang mit der Krise entdeckt haben. Die daraus resultierenden Geschichten sind schlicht, pointiert und berührend. Die bildnerischen Umsetzungen, die die Texte begleiten, greifen als gemalte visuelle Verdichtungen wesentliche Momente der Erzählungen heraus und präsentieren sie als kompakte Bildchiffren.

 

Lena Lisbeth Teufl

Das Altern gestalten

 

© Lena Teufl

 

Lena Lisbeth Teufl hat sich zwei aktuelle und drängende Themen zur Aufgabe gestellt: Wohnen im Alter und mit Beeinträchtigungen, sowie Hofsterben im ländlichen Raum. Als kritischen Ausgangspunkt beschreibt sie die stark funktional ausgerichtete Unterbringung von alternden Menschen in stationären Pflegeheimen und die beschränkten Zeitressourcen in der mobilen Pflege, die jeweils selbstbestimmtes Leben im Alter einschränken. Dem stellt sie den Entwurf für ein Tageszentrum im Kontext eines ehemaligen landwirtschaftlichen Betriebs gegenüber.

Ihr Anliegen ist es, ein Modell aufzuzeigen, wie durch Bestandsnutzung und Zubauten auf einem ehemaligen Bauernhof ein generationsübergreifendes Wohnen mit einem neu zu errichtenden Tageszentrum für alte und kranke Menschen zu schaffen ist. In der Erkenntnis, dass die bestehenden Gebäude für barrierefreie Nutzungen nur schwierig adaptierbar sind, werden in diesen Strukturen generationsübergreifende Wohnangebote vorgeschlagen. Der daneben platzierte Neubau beherbergt ein Tageszentrum mit angrenzendem Ziegenstall und angenehmen Freiräumen.

Die Jury schätzt die kombinierte Auseinandersetzung mit den gewählten Problematiken, den leerfallenden landwirtschaftlichen Strukturen und den Herausforderungen einer alternden Demografie. Ihr räumlicher und stark sozialer Ansatz ist hervorzuheben. Räume für ein breites Spektrum der Gesellschaft zu schaffen und zugleich Freiräume als kommunikative Begegnungszonen für alle zu gestalten, sind zentrale Anliegen ihres Entwurfs.

Auch wenn die vorgelegte Arbeit an manchen Stellen in Bezug auf ein idealisiertes Leben auf dem Land etwas romantisch erscheint und die Frage nach der faktischen Umsetzbarkeit nicht endgültig geklärt ist, legt Lena Lisbeth Teufl einen kreativen Vorschlag vor, wie eine würdevolle Umgebung für ältere Mitmenschen geschaffen werden kann. Damit ist das Projekt von großer Relevanz für die Intentionen des Diözesankunstpreises.

 

Förderpreis 2022 (Presseaussendung als pdf)

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DIÖZESANKUNSTPREIS 2021 an

ADAM ULEN für seine Diplomarbeit „THE GOD THE BAD OR THE UGLY“ (Studienrichtung Plastische Konzeptionen/Keramik) und

EVA SCHMOLMÜLLER für ihre Diplomarbeit „ACHTUNG, FERTIG, WOHNUNGsLOS! Ein architektonischer Impuls zu den sozialen Fragen der Wohnungslosigkeit.“

 

 

© Adam Ulen

 

Die künstlerische Arbeit „Chattering Teeth“, im Teil 2 seiner Arbeit, besteht aus einer Figurengruppe von drei lebensgroßen männlichen Gestalten in unterschiedlichen Posen. Das Gesicht ist jenem des Dalai Lama nachempfunden, während die Körper westlich gekleidet sind.  Die Figuren sind im Hyperrealismus verortbar, ihre Posen beziehen sich auf Vorbilder aus der Kunstgeschichte. Die Gesichter zeigen eine übertriebene Zuspitzung des Lächelns des Dalai Lama; die Zähne sind sichtbar. Durch die bläuliche Hautfarbe erhalten die Figuren eine zusätzliche irritierende Künstlichkeit. Die Figuren wurden vom Künstler selbst in mehreren aufwändigen Abformungsverfahren aus Polyurethan mit mechanischen und elektronischen Elementen angefertigt. Nähert sich der Betrachter/die Betrachterin der Skulpturengruppe, beginnen die Figuren mit den Zähnen zu klappern. Dabei sind auch die mechanischen Geräusche der eingebauten Technik hörbar. Der Titel der Arbeit „Chattering Teeth“ bezieht sich auf den Produktnamen eines bekannten Scherzartikels.

 

Adam Ulen thematisiert mit „Chattering Teeth“ auf bewusst plakative Weise existentielle Sinnfragen zwischen fernöstlicher Spiritualität und objektiver Ungewissheit. Die Inszenierung wirkt durch die Gegensätze, die in den Figuren aufeinandertreffen absurd. Der Künstler schreibt dazu: „Das Popidol fernöstlicher Weisheit, der Dalai Lama, …. eignet sich als Projektionsfläche spiritueller Sehnsüchte des `entzauberten` westlichen Menschen.“  Der Arbeit gelingt es, die widersprüchlichen Seiten der europäischen westlichen Sinnsuche aufzudecken. In den Figuren wird sichtbar, wie fernöstliche Spiritualität buchstäblich den westlichen Figuren aufgesetzt wird. Überzeugt hat die Jury auch der interaktive Aspekt der Arbeit, der in der direkten Begegnung des Betrachters/der Betrachterin mit der Figur liegt. Das in-Kontakt-treten schafft einen Überraschungsmoment und eine zusätzliche Unmittelbarkeit. Adam Ulen überzeugt die Jury als konsequente künstlerische Position sowohl mit der technisch handwerklichen Umsetzung der von ihm geschaffenen Figuren als auch der Auseinandersetzung mit existentiellen Fragenstellungen.

 

 

 

 

© Eva Schmollmüller

 

Eva Schmolmüller setzt sich in ihrer Masterarbeit mit Obdachlosigkeit in Linz auseinander. Aufbauend auf die Auseinandersetzung von "Treatment First" und "Housing First" entwickelt sie konkrete und praktische Vorschläge um Wohnungslosen niederschwellige Angebote zur Teilhabe am Stadtraum und am gesellschaftlichen Leben zu machen. Sie analysiert Bestandteile und Qualitäten des öffentlichen Raums in Linz und kristallisiert mit dem Quartier rund um Hessenplatz und Mozartstraße passende Orte der prototypischen Eingriffe im urbanen Gewebe heraus.

Während der Hessenplatz mit einer architektonischen Intervention zu einem Ort ungezwungener Begegnung und des Aufenthalts umgestaltet werden soll, werden baufällige Gebäude an der Mozartstraße ersetzt durch ein Projekt mit vielfältigen Wohntypologien, die nach dem Housing First-Prinzip und sozialer Mischung an Menschen mit geringen Einkommen und Wohnungslose vergeben werden sollen.

 

Die Jury schätzt die kritischen Analysen urbanen Raumes, die einfühlsame Forschung über Ursachen und Bedürfnisse von Wohnungslosen sowie die Reflektion theoretischer Ansätze in der sozialen Arbeit mit Wohnungslosen. Über zwei konkrete Projekte hinausgehend lenkt Frau Schmolmüller den Blick auf unseren Umgang mit der Stadt und fordert soziale Gerechtigkeit und wertschätzende Zugänglichkeit zu öffentlichen Räumen für alle ein.

Die vorgelegte Arbeit stellt eine solide Basis für weitere architektonische Auseinandersetzungen mit diesem Themenkomplex dar und ist damit von großer Relevanz für die Intention des Diözesankunstpreises.

 

Förderpreis 2021 (Presseaussendung als pdf)

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DIÖZESANKUNSTPREIS 2020 AN

CHRISTEL KIESEL DE MIRANDA FÜR IHRE DIPLOMARBEIT „ENDE GELÄNDE“.

 

© Kiesel de Miranda

 

Aufgrund der herausragenden künstlerischen Qualität hat die Jury die Entscheidung getroffen, den Förderpreis des Diözesankunstvereins an Christel Kiesel de Miranda für ihre Masterarbeit „ENDE GELÄNDE“ zu vergeben.

Der Titel der Arbeit „ENDE GELÄNDE“, eine Redewendung für „nichts geht mehr“, nimmt Bezug auf mehrere Großaktionen zivilen Ungehorsams der Kohleausstiegsbewegung, unter anderem im Lausitzer Braunkohlerevier. ENDE GELÄNDE steht für das Bild der Verwüstung, für entsiedelte Gebiete, scheinbare Mondlandschaften, für verschwundene Dörfer und Seen als geflutete Restlöcher, welche die Braunkohlegruben in der Landschaft hinterlassen haben. Vor den Bildern dieser Landschaft werden Existenz, Identität, Heimat und Arbeit in Verbindung mit menschlichem Fortschritt und den damit einhergehenden Verlusten verhandelt.

Die Masterarbeit besteht aus einer eingehenden Recherche, die auf überzeugende Weise in ein eigenständiges künstlerisches Werk mündet.

Dieser „praktische“ Teil besteht aus einer Zusammenstellung von drei Arbeiten zum „vagen Raum“, in dem die zuvor analysierte Bergbau-Folge-Landschaft künstlerisch reflektiert wird.

Die Arbeit ist autobiografisch motiviert – die Preisträgerin ist im Braunkohleabbaugebiet im Ort Crinitz aufgewachsen und hat die vielfältigen ökologischen und sozialen Veränderungen unmittelbar erfahren. Besonders markante Elemente wie etwa Wasserflächen (Zitat: „Heute ist das Stückchen Wüste des Tagebaurestloches von einem 226ha großen See verschluckt. Das Wasser ist tot, der pH-Wert zu sauer, Baden verboten, man wartet auf die Rückkehr von Leben.“) werden in eigenständige Objekte aus Stahl, Stein, Gips und Textil in Verbindung mit Materialien aus dem Tagebau transformiert.

Christel Kiesel de Miranda gelingt es, die Vielschichtigkeit des Themas auf eindrückliche Weise sichtbar zu machen und neue Metaphern für ökologische Veränderungen und ihre existentiellen Auswirkungen zu schaffen. Wissenschaftliche Recherche und poetische Qualität verbinden sich in ENDE GELÄNDE auf eindrucksvolle und überzeugende Weise.

 

Eine Würdigung geht an das Projekt

„Holyhydra“ von Amanda Augustin und Lorena Höllrigl

(Absolventinnen der Studienrichtung Raum & Designstrategien)

Holyhydra ist eine interdisziplinäre Veranstaltung in der Stadtpfarrkirche Linz/Grüner Anker Jugendkirche, die während des Ars Electronica Festivals im September 2018 stattfand. Neben einem Symposion zum Thema „Sakralraum vs. Stadtraum“ fanden während des zweittägigen Programms in der Kirche zeitgenössische Performances, elektronische Klangkunst und Lichtinstallationen statt.

Gewürdigt werden insbesondere das hohe Engagement und die gesellschaftliche Vernetzung, welche die beiden Studentinnen im Zuge der Vorbereitung und Durchführung des Symposions bewiesen haben.

 

DER FÖRDERPREIS 2019 FÜR ARCHITEKTUR GEHT AN

FELIX GLANZER für seine Diplomarbeit „Casa Elemental. Prototypische Lehmhäuser an der südlichen Pazifikküste Nicaraguas“

 

© Ganzer

 

Auf experimentelle Feldforschungen in Nicaragua aufbauend entwirf Felix Ganzer in seiner Masterarbeit im Fach Architektur prototypische Wohnhäuser, die in engster Auseinandersetzung mit den regionalen Gegebenheiten vor Ort entwickelt wurden. Im Zentrum seiner Forschungs- und Entwurfsarbeit standen Recherchen zu Klima, Ökologie, Ressourcen, Materialien und Ökonomie sowie die kritische Reflexion über lokale Wohn- und Lebensformen. In sensibler Beobachtung und gleichzeitigem Selbstversuch des eigenen Bauexperiments entstand das Konzept einer Handlungsanleitung für einen anpassungsfähigen Wohntyp. Dieser besteht aus den Grundelementen Brunnenhaus, Latrinenanlage, Wohnzelle und überdachten Außenräumen. In einem Katalog schlägt Felix Ganzer unterschiedliche Gruppierungen, Ausbaustufen und Nutzungsvarianten vor. Seine „Casa Elemental“ folgt dabei immer den Ansprüchen, mit minimaler Finanzierung ein nachhaltiges Haus in weitgehender Selbstbauweise errichten zu können.

Die Jury schätzt die gründliche Erforschung lokaler und regionaler Haustypen und Wohntraditionen, die Felix Ganzer mit großem Respekt vor dem kulturellen Erbe und zugleich innovativem Potential in seine Wohnkonzepte der Gegenwart überführt. Mit dem Baustoff Lehm entwickelt er einen Prototyp in Einklang mit der lokalen Bautradition. Im Spannungsfeld von alltäglichen Wohnbedürfnissen und touristischen Verwertungslogiken leistet Felix Ganzer einen wichtigen Beitrag zu aktuellen Herausforderungen des Lebens im ländlichen Nicaragua.

Neben der architektonisch-forschenden Heran-gehensweise im Rahmen der Masterarbeit überzeugt im Kontext des Diözesankunstpreises insbesondere die soziale und ökologische Relevanz des Entwurfs prototypischer Lehmhäuser.

 

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DIÖZESANKUNSTPREIS 2018 AN MORITZ MATSCHKE FÜR SEINE DIPLOMARBEIT "72 STUNDEN SCHWARZBILD".

 

 

Foto: Noritz Matschke

 

„72 Stunden Schwarzbild“ basiert auf einem Experiment mit künstlicher Dunkelheit im Turmzimmer des Linzer Mariendoms. Für einen Zeitraum von 72 Stunden schuf der Künstler in der 8 m² großen Kammer über der Stadt eine Situation völliger Dunkelheit und unterbricht damit „das Primat der visuellen Wahrnehmung“. Die künstliche Dunkelheit wird zur Erzähltechnik. An den mit schwarzem Papier ausgekleideten Wänden entsteht unter Verzicht des Sehsinns mit weißem Acrylstift ein multiperspektivisches, lückenhaftes Stadtbild, das jegliche Form der Objektivierung verweigert. Die Türmerstube im Linzer Mariendom wurde aufgrund einer Initiative von Hubert Nitsch anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2009 als Eremitage eingerichtet. Die Idee und das Konzept, sich aus der Welt zu nehmen und gleichzeitig neu zu positionieren, greift Moritz Matschke mit seiner performativ angelegten Arbeit auf neue Weise auf.

Durch Reduktion werden neue Erfahrungsräume geschaffen: visuelle Impulse der Stadt werden transformiert, indem der Künstler den Sehsinn ausschaltet und Bilder aus der Erinnerung speist. Mit dem Rückzug verbindet er gleichzeitig den Wiedereinzug in die Welt. Der Zeichenstift drückt von innen gegen das Papier hin zur Stadt. Die Zeichnung verkörpert ein Nach-außen-Streben, ein expansives Zeichnen gegen das Innen-eingeschlossen-Sein.

Für die Diplompräsentation schuf der Künstler eine Rauminstallation in der Tiefgarage der Kunstuniversität Linz.

 

Die Diplomarbeit von Moritz Matschke hat die Jury aufgrund ihrer vielschichtigen existentiellen Fragestellungen nach Orientierung, Erinnerung und Erfahrung von Raum und Begrenzung sowie mit ihrem konzeptionell durchdachten und unmittelbaren Einsatz der formalen Mittel überzeugt. Ort von Produktion und Präsentation werden zu einem integralen Bestandteil der Arbeit. „72 Stunden Schwarzbild“ reflektiert auf überzeugende Weise den Raum als Lebensraum und das Beziehungsgeflecht zwischen Künstler und Umfeld sowie das Gedächtnis als Erinnerungs- und Bildspeicher.  

 

Jury:  Dr.in Martina Gelsinger, Kunstreferat der Diözese Linz, Obfrau Diözesankunstverein Linz; Mag. Hemma Schmutz, Direktorin Museen der Stadt Linz; Univ.-Prof. Dipl.des Frank Louis, Vizerektor, Leiter der Abteilung für Plastische Konzeptionen/Keramik, Kunstuniversität Linz;

 

Preisträger 2018 Moritz Matschke und Obfrau Martina Gelsinger

Foto: Micha Gerersdorfer

 

Beitrag Kirchenzeitung

 

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DIÖZESANKUNSTPREIS 2017 AN ELKE HALBMAYER FÜR "EINE FRAGE DER ZEIT"

FÖRDERPREIS 2017 FÜR ARCHITEKTUR AN NICOLE RODLSBERGER, JOHANNES

SEBASTIAN VILANEK UND JULIUS JELL FÜR IHRE GEMEINSCHAFTSARBEIT

"UNTER DER BAHN"

 

Foto: Elke Halbmayer

 

Halbmayers Arbeit "Eine Frage der Zeit" besteht aus zwei Teilen, einer Installation und einem Video. Die Rauminstallation suggeriert die Situation eines Operationsraumes in Symbiose mit einer Großküche. Die einzelnen Bereiche sind durch blaue und weiße glänzende Vorhänge abgetrennt. Auf dem Behandlungstisch liegen auf dem Instrumentenarm neben dem Operationsbesteck rote Fäden an deren Enden Nadeln hängen. Auf einem Ablagewagen stapeln sich ausgezogene bereits getrocknete Strudelteige. Das Video zeigt in Nahaufnahme das Ausziehen eines frischen Strudelteiges und das Vernähen der dabei entstandenen Löcher mit Operationsbesteck und rotem Baumwollfaden.

Der ausgezogene Strudelteig, in der Weiterverarbeitung als Apfelstrudel ein Inbegriff der österreichischen Esskultur, verwandelt sich in Haut. Der Strudel erweckt Assoziationen an Heimat, Herkunft, Tradition, Identität. Das Vernähen mit rotem Faden ist ein Versuch des Umgangs mit dessen Brüchigkeit, die dem Mehl-Öl-Gemisch und den damit verbundenen Bildern von Identität immanent ist.

Die Objekte, Handlungen und ihre Bedeutungen sind nie eindeutig. Sie schaffen assoziative Räume, denen  existentielle Fragestellungen zugrunde liegen. Die Handlungen, das Ausziehen und Vernähen im Video, führen zusammen mit den Objekten, wie etwa den glatten und glänzenden Edelstahlobjekten im Spannungsfeld mit den auf dem Wagen gestapelten und mit Nähten überzogenen brüchigen „Strudelteighäuten“ auf subtile Weise das Wechselspiel zwischen Vergeblichkeit und Hoffnung und damit eine Grundkomponente menschlichen Lebens und Handelns vor Augen.

 

Die Arbeit "Unter der Bahn" stellt die Frage, wie eine nachhaltige Siedlungs- und Infrastruktur in einem bestehenden Einfamiliensiedlungsgebiet entwickelt werden kann, und diskutiert dabei sowohl städtebauliche und architektonische Ansätze wie auch soziale Gemeinschaftskonzepte.

In kritischer Auseinandersetzung mit aktuellen Diskussionen um Zersiedelung und soziale Isolation fordern Rodlsberger, Vilanek und Jell einen behutsamen Umgang mit der Ressource Land beziehungsweise Agrarfläche und einen respektvollen Austausch mit den Menschen vor Ort.

Die Projektgruppe entwickelt situationsspezifisch vielfältige und kreative Modelle zur nachträglichen Verdichtung. Sie schlägt sowohl An- und Umbauten am individuellen Einfamilienhaus, als auch komplexere Bebauungskonzepte für Restflächen im Siedlungsverband vor. Dabei vermeidet sie es ein normatives Standardmodell zu entwickeln, sondern verweist auf die Relevanz prozessorientierter Planung in kontinuierlicher Kommunikation mit den lokalen AkteurInnen. Als planerische Methode ist dieser Ansatz auf eine Vielzahl von Ortschaften mit ähnlichen Problemstellungen übertragbar.

Die Arbeit besticht durch die Kreativität der entwickelten Lösungsmöglichkeiten, hinterfragt zugleich aktuelle Planungsdebatten aber auch die eigenen Entwurfsansätze. Konsequenterweise werden Varianten von Siedlungsmodellen zur Nachverdichtung angeboten. Sie besitzt gesellschaftliche Relevanz indem sie Architektur und den Raum dazwischen auch mit sozialer Verantwortlichkeit betrachtet.

 

 

 

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DIÖZESANKUNSTPREIS 2016 AN VIOLETA IVANOVA

Violeta Ivanova zeigt Staub, der auf die Wände der Krypta der Linzer Ursulinenkirche projiziert wurde. Die schwebenden Staubpartikel eröffnen ein breites Spektrum von Assoziationsmöglichkeiten, die sich auf die Krypta als Ort des Zerfalls der menschlichen Materie beziehen. Unwillkürlich werden aber auch Bilder von Staub als unvermeidlicher Begleiter im Alltag sichtbar. Darüber hinaus erschließt sich von den winzigen, in Vergrößerung vor einem dunklen Hintergrund gezeigten Staubpartikeln ein scheinbarer Einblick in den Kosmos, wie ihn Weltraumteleskope ermöglichen. Überzeugt hat die Jury die Komplexität der Arbeit, die aus der Einfachheit und Klarheit der eingesetzten Mittel resultiert und auf poetische Weise Alltägliches, Existentielles und Phänomene aus der Naturwissenschaft miteinander verbindet.

 

Foto: Mojtaba Mousavi

 

Für ihre Diplomarbeiten an der Linzer Kunstuniversität wurden KünstlerInnen ausgezeichnet, die mittlerweile einen festen Platz im Kunstbetrieb haben, wie Markus Schinwald, Paul Kranzler, Rainer Gamsjäger, Claudia Czimek, Katharina Struber, Irma Kapeller und Iris Christine Aue. Darüber hinaus wurden herausragende Architekturdiplomarbeiten u.a. von Anna Heringer, Gunar Wilhelm und Tobias Hagleitner sowie Franz Koppelstätter mit dem Förderpreis in der Sparte Architektur ausgezeichnet.

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